Logisches Denken: Vollständiger Leitfaden für Logopäden
Das logische Denken ist die Fähigkeit, Verbindungen herzustellen, zu schlussfolgern, abzuleiten und Probleme strukturiert zu lösen. Es ist eng mit Sprache und Lernen verbunden. Schwierigkeiten beim logisch-mathematischen Denken können Sprachstörungen begleiten oder eine spezifische Störung darstellen. Dieser Leitfaden präsentiert die Grundlagen des Denkens und seine Bearbeitung in der Logopädie.
📋 Inhaltsverzeichnis
Was ist logisches Denken?
Logisches Denken bezeichnet die Gesamtheit der mentalen Operationen, die es ermöglichen, aus gegebenen Informationen Schlüsse zu ziehen, Probleme zu lösen und das Denken zu organisieren. Es beinhaltet die Fähigkeit, Beziehungen zu erkennen, zu klassifizieren, zu ordnen, zu vergleichen und zu schlussfolgern.
Komponenten des Denkens
- Klassifikation: Elemente nach gemeinsamen Kriterien gruppieren
- Seriation: Elemente nach einer Progression ordnen
- Erhaltung: verstehen, dass eine Menge trotz Veränderungen identisch bleibt
- Kausalität: Ursache-Wirkungs-Beziehungen herstellen
- Inferenz: nicht explizite Informationen ableiten
- Analogie: Entsprechungen zwischen Situationen finden
Arten des Denkens
| Art | Beschreibung | Beispiel |
|---|---|---|
| Deduktiv | Vom Allgemeinen zum Besonderen | Alle Vögel haben Federn. Der Spatz ist ein Vogel. Also hat der Spatz Federn. |
| Induktiv | Vom Besonderen zum Allgemeinen | Diese Krähe ist schwarz, diese Krähe ist schwarz... Rabenvögel sind schwarz. |
| Analogisch | Durch Vergleich | Hund ist zu Hütte was Vogel ist zu... Nest. |
| Kausal | Ursache-Wirkung | Es regnet, also ist der Boden nass. |
Entwicklung des Denkens
Nach Piaget entwickelt sich das Denken in Stufen:
- 2-7 Jahre (präoperational): intuitives Denken, egozentrisch, keine Erhaltung
- 7-11 Jahre (konkrete Operationen): Klassifikation, Seriation, Erhaltung, Reversibilität
- 11+ Jahre (formale Operationen): hypothetisch-deduktives Denken, Abstraktion
Verbindung zur Sprache
💡 Sprache und Denken: eine enge Beziehung
Sprache und Denken beeinflussen sich gegenseitig. Die Sprache ermöglicht es, das Denken zu ausdrücken und zu strukturieren. Logische Konnektoren (also, weil, wenn...dann) übersetzen logische Operationen. Sprachschwierigkeiten können Denkschwierigkeiten verdecken oder verstärken, und umgekehrt.
Schwierigkeiten beim Denken
Warnzeichen
- Schwierigkeiten beim Kategorisieren, Gemeinsamkeiten finden
- Schwierigkeiten beim Ordnen (vom kleinsten zum größten)
- Schwierigkeiten beim Verstehen von Ursache-Wirkungs-Beziehungen
- Schwierigkeiten bei der Problemlösung
- Schwierigkeiten mit Inferenzen (das Implizite verstehen)
- Schwierigkeiten in Mathematik (Dyskalkulie)
Logopädische Intervention
Prinzipien
- Konkrete Manipulation: vom Konkreten zum Abstrakten
- Verbalisierung: das Denken in Worte fassen
- Explizierung: Strategien explizit machen
- Progression: vom Einfachen zum Komplexen
Aktivitäten
- Kategorisierung: sortieren, klassifizieren, den Eindringling finden
- Analogien: "es ist wie..."
- Logische Sequenzen: Reihen vervollständigen
- Problemlösung: konkrete Problemsituationen
- Absurditäten: erkennen, was nicht stimmt
- Ursache-Folge: Bildsequenzen, Geschichten
Unsere Tools zum Download
Häufig gestellte Fragen
Ja, insofern es mit der Sprache verbunden ist. Das Denken ist notwendig für das Verstehen (Inferenzen), die Erzählung (Kausalität), den Wortschatz (Kategorisierung). Der Logopäde arbeitet auch am logisch-mathematischen Denken im Rahmen der Dyskalkulie. Für eine spezifische Beurteilung des Denkens kann der Neuropsychologe hinzugezogen werden.
Nicht unbedingt. Denkschwierigkeiten können bei Kindern mit normaler Intelligenz auftreten, insbesondere bei TDL, Dyskalkulie oder spezifischen Schwierigkeiten. Die psychologische Beurteilung ermöglicht es, die Dinge einzuordnen und das globale intellektuelle Funktionieren und eventuelle Dissoziationen zu messen.