Frühgeburt und Sprachentwicklung: sprachtherapeutischer Leitfaden
Die Frühgeburt betrifft Geburten vor 37 Wochen Amenorrhoe. Frühgeborene Kinder haben ein erhöhtes Risiko für Entwicklungsstörungen, insbesondere im Bereich der Sprache. Eine frühzeitige Nachsorge und angepasste Stimulation unterstützen ihre Entwicklung und verhindern spätere Schwierigkeiten.
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Definition und Grade der Frühgeburt
| Begriff | Gestationsalter | Risiken |
|---|---|---|
| Späte Frühgeburt | 34-36 SSW | Moderate Risiken |
| Moderat Frühgeburt | 32-33 SSW | Mittlere Risiken |
| Große Frühgeburt | 28-31 SSW | Erhebliche Risiken |
| Sehr große Frühgeburt | <28 SSW | Sehr erhebliche Risiken |
Das korrigierte Alter
Zur Bewertung der Entwicklung eines frühgeborenen Kindes wird das korrigierte Alter (tatsächliches Alter minus Anzahl der Wochen der Frühgeburt) bis mindestens 2 Jahre verwendet. Ein Baby, das mit 32 SSW geboren wurde und 6 Monate alt ist, hat ein korrigiertes Alter von etwa 4 Monaten.
Entwicklungsrisiken
Die Frühgeburt kann verschiedene Bereiche der Entwicklung betreffen:
- Motorik: motorische Verzögerung, Koordinationsstörungen
- Kognition: Aufmerksamkeitsprobleme, exekutive Funktionen
- Sprache: Sprachverzögerung, spezifische Störungen
- Lernen: Häufige schulische Schwierigkeiten
- Verhalten: Häufigeres ADHD
- Sensorisch: visuelle, auditive Störungen
💡 Zusätzliche Risikofaktoren
Das Risiko steigt mit: dem Grad der Frühgeburt, dem niedrigen Geburtsgewicht, neonatalen Komplikationen (Hirnblutung, Infektion, Atemnot), benachteiligtem sozioökonomischen Status.
Einfluss auf die Sprache
Häufige Schwierigkeiten
- Sprachverzögerung: spätere erste Wörter und Kombinationen
- Wortschatz: oft reduziertes Lexikon
- Morphosyntax: kürzere, weniger komplexe Sätze
- Phonologie: fragilere phonologische Bewusstheit
- Pragmatik: manchmal Schwierigkeiten im Gespräch
- Schriftliche Sprache: erhöhtes Risiko für Lernschwierigkeiten
Entwicklung
Viele frühgeborene Kinder holen ihren anfänglichen Rückstand mit angepasster Stimulation auf. Allerdings können subtilere Schwierigkeiten bestehen bleiben (ausgefeilte Sprache, Lesen, Aufmerksamkeit) und sich beim Schuleintritt zeigen.
Oralität und Ernährung
Frühgeborene Babys haben oft Schwierigkeiten mit der Oralität:
- Saugfähigkeit: Unreife, Koordination von Saugen-Schlucken-Atmen
- Enterale Ernährung: Sonde während der neonatalen Phase
- Orale Hypersensibilität: aufgrund der Pflege in der Neonatologie
- Schwierigkeiten bei der Diversifizierung: Ablehnung von Texturen
Die Unterstützung der Oralität ist bereits in der neonatalen Phase (Entwicklungspflege) entscheidend und wird bei Bedarf fortgesetzt.
Nachsorge und Intervention
Nachsorenetzwerk
Großfrühgeborene Kinder profitieren von einer Nachsorge durch die Perinatalnetzwerke und die CAMSP (Zentrum für frühzeitige medizinisch-soziale Intervention) bis zu 7 Jahren. Diese interdisziplinäre Nachsorge ermöglicht eine frühzeitige Erkennung und Behandlung von Schwierigkeiten.
Sprachtherapeutische Intervention
- Elternberatung: angepasste sprachliche Stimulation im Alltag
- Oralität: Unterstützung bei Ernährungsproblemen
- Frühe Stimulation: bei nachgewiesener Verzögerung
- Rehabilitation: bei bestehenden Störungen
- Prävention: vor dem Eintritt in die Schriftlichkeit
Warnsignale
- Kein Lallen mit 12 Monaten (korrigiertes Alter)
- Keine ersten Wörter mit 18 Monaten (korrigiertes Alter)
- Keine Wortkombinationen mit 24 Monaten (korrigiertes Alter)
- Persistierende Verständnisprobleme
- Erhebliche Ernährungsprobleme
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Reime zur Stimulation der Sprache und der gemeinsamen Aufmerksamkeit.
HerunterladenHäufig gestellte Fragen
Nicht unbedingt. Viele frühgeborene Kinder entwickeln sich normal. Regelmäßige Nachsorge ermöglicht es, diejenigen zu erkennen, die eine Intervention benötigen. Die Elternberatung (Tipps zur sprachlichen Stimulation im Alltag) kann zunächst ausreichend sein. Eine Rehabilitation wird nur angeboten, wenn eine Verzögerung oder Störung bestätigt ist.
Das korrigierte Alter wird zur Bewertung der Entwicklung mindestens bis 2 Jahre verwendet, manchmal bis zu 3 Jahre für sehr große Frühgeborene. Danach wird angenommen, dass die "Aufholung" im Zusammenhang mit der Frühgeburt erfolgt sein sollte, aber die Geschichte des Kindes bleibt bei der Interpretation der Bewertungen im Hinterkopf.
Oft ja, insbesondere mit frühzeitiger Stimulation. Einige subtilere Schwierigkeiten können jedoch bestehen bleiben oder später auftreten (ausgefeilte Sprache, Lesen, Aufmerksamkeit, exekutive Funktionen). Eine längere Nachsorge ermöglicht es, diese zu erkennen und zu unterstützen. Die Frühgeburt bestimmt nicht die Zukunft: Viele ehemalige Frühgeborene haben einen ganz normalen Lebensweg.
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