Entwicklungsstörung der Sprache (TDL): umfassender Leitfaden
Die Entwicklungsstörung der Sprache (TDL), früher als Dysphasie bezeichnet, ist eine neurodevelopmentale Störung, die die Erwerbung und Nutzung der gesprochenen Sprache nachhaltig beeinträchtigt. Diese Störung bleibt trotz angemessener Stimulation und in Abwesenheit von intellektueller Beeinträchtigung, sensorischen Störungen oder erklärenden medizinischen Bedingungen bestehen. Sie betrifft etwa 7 % der Kinder.
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Definition und diagnostische Kriterien
Laut dem internationalen Konsens CATALISE (2017) wird TDL definiert durch:
- Persistierende sprachliche Schwierigkeiten (über 5 Jahre)
- Signifikanter funktioneller Einfluss auf die alltägliche Kommunikation
- Schwierigkeiten, die nicht erklärt werden durch: intellektuelle Beeinträchtigung, sensorische Störung, neurologische Schädigung, ASS, andere medizinische Bedingungen
- Schwierigkeiten, die bestehen bleiben trotz angemessener Intervention
⚠️ Neue Terminologie
Der Begriff "Dysphasie" wurde in den internationalen Klassifikationen durch "Entwicklungsstörung der Sprache" (TDL) ersetzt. Diese neue Bezeichnung spiegelt besser die neurodevelopmentale und persistente Natur der Störung wider.
Manifestationen der TDL
TDL kann verschiedene Komponenten der Sprache betreffen, mit unterschiedlichen Profilen:
| Komponente | Mögliche Schwierigkeiten |
|---|---|
| Phonologie | Störungen der Laute, persistierende phonologische Vereinfachungen |
| Wortschatz | Reduzierter Wortschatz, Wortfindungsstörungen, langsamer lexikalischer Zugriff |
| Morphosyntax | Kurze Sätze, Auslassungen, persistierende grammatikalische Fehler |
| Sprache/Erzählung | Schwierigkeiten beim Organisieren von Ideen, arme Erzählungen |
| Pragmatik | Manchmal Schwierigkeiten in der Konversation |
| Verständnis | Variabel: manchmal erhalten, manchmal beeinträchtigt |
Klinische Profile
- Expressive TDL: erhaltenes Verständnis, beeinträchtigte Ausdrucksfähigkeit
- Gemischte TDL: sowohl Ausdrucks- als auch Verständnisstörungen
- Einige Profile betreffen stärker die Phonologie, andere die Morphosyntax...
Diagnose
Warnzeichen
- Erste Wörter nach 18-24 Monaten
- Späte Wortkombinationen (nach 30-36 Monaten)
- Kaum verständliche Sprache nach 4 Jahren
- Persistierende Schwierigkeiten trotz Therapie
- Schulische Schwierigkeiten im Zusammenhang mit Sprache
Diagnostische Bewertung
- Vollständige logopädische Bewertung: alle Komponenten der Sprache
- Psychologische Bewertung: Ausschluss einer intellektuellen Beeinträchtigung, Bewertung des nonverbalen Denkens
- Hörbewertung: Ausschluss einer sensorischen Störung
- Neuropädiatrische Konsultation falls notwendig
💡 Unterschied zwischen Verzögerung und Störung
Eine Sprachverzögerung gleicht sich mit der Zeit und Stimulation aus. Eine TDL bleibt trotz Intervention bestehen. Die Diagnose TDL wird in der Regel erst nach 5 Jahren mit Sicherheit gestellt, wenn die persistente Natur festgestellt ist.
Auswirkungen im Alltag
- Kommunikation: Frustration, Schwierigkeiten, sich verständlich zu machen
- Schulbildung: Lernschwierigkeiten, Lesen, Schreiben
- Sozial: Beziehungen zu Gleichaltrigen manchmal schwierig
- Emotional: Risiko eines gesenkten Selbstwertgefühls, Angst
- Verhalten: manchmal Verhaltensstörungen (Frustration)
Logopädische Behandlung
Prinzipien
- Frühzeitig: sobald Schwierigkeiten erkannt werden
- Intensiv: mehrere Sitzungen pro Woche, wenn möglich
- Langfristig: über mehrere Jahre
- Ganzheitlich: alle Komponenten der Sprache
- Funktional: auf effektive Kommunikation abzielen
Arbeitsansätze
- Entwicklung des Wortschatzes mit visuellen Hilfsmitteln
- Arbeit an der Morphosyntax: Satzbildung
- Phonologische Arbeit, falls notwendig
- Entwicklung der Erzählfähigkeit
- Vorbereitung auf die geschriebene Sprache
- Elternberatung: Einbeziehung der Familie
Schulbildung und Anpassungen
Schüler mit TDL haben Anspruch auf Anpassungen (PAP oder PPS):
- Systematische visuelle Hilfsmittel
- Umformulierte, vereinfachte Anweisungen
- Zusätzliche Zeit
- Anpassung der mündlichen Bewertungen
- Schriftliche Unterstützung (Sekretär, Computer)
- AESH falls notwendig (mit PPS)
- Mögliche Orientierung in ULIS TFM (Störungen der motorischen Funktionen) oder UEE
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TDL ist eine persistente Störung: sie "heilt" nicht im medizinischen Sinne. Mit einer angemessenen Behandlung machen Menschen mit TDL jedoch signifikante Fortschritte und können eine funktionale Kommunikation entwickeln. Die Schwierigkeiten können abnehmen, aber oft bleiben Folgen bestehen (geschriebene Sprache, elaborierte Ausdrucksweise). Unterstützung kann ein Leben lang notwendig sein.
Die TDL betrifft in erster Linie die gesprochene Sprache. Die Dyslexie betrifft spezifisch das Erlernen der geschriebenen Sprache (Lesen). Viele Kinder mit TDL entwickeln jedoch auch eine Dyslexie, da die gesprochene Sprache die Grundlage der geschriebenen Sprache ist. Beide Störungen können also koexistieren.
Viele Kinder mit TDL besuchen eine reguläre Schule mit Anpassungen (PAP/PPS). In schweren Fällen kann eine Orientierung in einer spezialisierten Klasse (ULIS) vorgeschlagen werden, mit der Möglichkeit, in eine reguläre Umgebung zurückzukehren. Wichtig ist, die Schulbildung an die Bedürfnisse des Kindes anzupassen. Mit angemessener Unterstützung schaffen es viele, ihren schulischen und beruflichen Werdegang erfolgreich zu gestalten.
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